Montag, 3. Dezember 2018

Wenn Liebe Leben zerstört - wie ich einen Narzissten liebte ( Teil 1)

Liebe auf den ersten Blick... oder eher auf den tausenden.

Ich war sorgfältig ausgesucht worden, wie die Beute eines Jagdtieres. Beobachtet wenn ich mit dem Hund an seinem Haus vorbei lief, Freunde,Bekannte sogar Nachbarn nach mir gefragt und sämtliche Medien durchsucht von Facebook bis zum Google Eintrag. 
Er erkannte wohl Grundpotential in mir und erkor mich somit aus seine nächste Freundin zu sein. Was mir damals noch süß vorkam, lässt mir heute einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Denn all das hatte bereits zu dem Zeitpunkt so unendlich viele Grenzen überschritten um süß zu sein.

Ich kannte ihm vom hören. Doch abgesehen davon, das einige meiner Freundinnen seien Verflossenen waren, wusste ich rein gar nichts über ihn. Erst war auch dies der Grund warum ich ihm keine Chance gab. Doch nach 1000 Versuchen mich zu umwerben, wurde ich schwach.

Dienstag Abend, er stand da, am Tresen in der Kneipe, wo ich arbeitete. Er hatte das schönste Lächeln was ich je gesehen hatte. Wie konnte ein Lachen so schön und offen und doch so schüchtern und zurückhaltend sein?
Er brachte mich nach Feierabend heim...alles wirkte wie in einem kitschigen Hollywood Film. Nachdem er mir ewig in die Augen schaute, zog er mich sanft ran und küsste mich. Da war es dann um mich geschehen, ich war unglaublich verknallt.

In einem rasanten Tempo entwickelte sich unsere Beziehung. Es war alles viel zu schön um wahr zu sein. Er kam freiwillig mit zu meiner Familie, passte auf meinen Hund auf während ich mit Freunden unterwegs war, tolerierte mein Aussehen und gab mir dabei noch das Gefühl wunderschön zu sein.
Wir sahen uns fast jeden Tag, aßen , lachten und schauten Filme.

Klingt gar nicht schlecht bis jetzt... doch nun fängt alles erst richtig an.

Nach und nach gingen wir weniger weg, waren viel Zuhause. Ich sah meine Freunde weniger bis gar nicht und wenn dann nur kurz. 
Er gab mir das Gefühl, ich sei alles was er im Leben brauchte. Familie und Freunde standen hinten an. Er schämte sich für eine Familie und wollte nicht das ich sie kennen lernte. Ich akzeptierte dies und schob schwierige Familienverhältnisse vor um  mir seine Denkweisen zu erklären.
Ich hatte somit das Gefühl ihm den gleichen Stellenwert geben zu müssen. Ich versuchte ständig für ihn da zu sein, ihn zu unterhalten und beschäftigen , um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.
Er setzte mich unter Druck, ob absichtlich oder nicht steht außer Frage.

Ich versprach ihm für immer bei ihm zu bleiben. Er bestätigte mich darin, dass wir für einander bestimmt waren. Uns war klar, irgendwann werden wir mal heiraten.
Aber all sowas denkt man ja auch nun mal wenn man frisch verliebt ist.

Nach 3 Monaten hatte ich immer noch das Gefühl glücklich zu ein. Das ich bereits extrem zu genommen hatte, mich nicht mehr so schminkte wie sonst und andere Kleidung trug , bemerkte ich selbst gar nicht.
Wir streiten oft mittlerweile. Dies entschuldigte ich immer wieder durch Stress auf der Arbeit oder nahm Fehler meiner seits an. Er war stets der mit der richtigen Meinung und der der nie etwas falsch machte.
Zugegeben, ich wusste, dass seine Meinung sehr speziell war. Gerade fremde Menschen wurden immer sofort in Schubladen gesteckt. Er stritt dieses Schubladendenken zwar ab aber es war unverkennbar .

Nike Schuhe? Gel-Nägel? Iphone ? ... alles sofort Anzeichen für nuttige und dumme Menschen seiner Meinung nach.

Irgendwie war alles was er nicht mochte sofort schlecht. So als gäbe es nur schwarz und weiß und er habe die Macht zu entscheiden was was ist.
Da ich ihn so sehr liebte, wollte ich ihn nur glücklich machen und passte mich seiner Welt an.

Bei einem Spaziergang im Park machte er mir dann nach nicht einmal 4 Monaten Beziehung einen Antrag. 
Ich weinte. Ich weinte nicht weil ich glücklich war. Ich weinte vor Verzweiflung. 
Ich sagte zu, denn ich liebte ihn ja, und redete mir ein glücklich zu sein.

Ich erzählte nur einen einzigen Freund davon... es war mir irgendwie peinlich.

Als er einige Wochen später schon die Preise fürs Standesamt raus gesucht hatte, musste ich ihm klar machen, dass ich mit 22 Jahren nach 4 Monaten Beziehung nicht so weit war, jetzt  zu heiraten. Ich beteuerte, dass ich ihn liebte und das ich ihn sehr sicher heiraten möchte, doch es reichte nicht.

Dies war unser erster richtig großer Streit. Es folgten etliche darüber, dass ich ihn nicht genug liebte, angeblich flirtete , ihn nicht attraktiv genug fand, ich eigentlich nuttig sein möchte und vieles mehr. 
Ich war immer Schuld , egal was ich tat, es wurde auf die Goldwaage gelegt und immer interpretiert. 
Ich nahm diese Schuld an, denn ich stellte ihn über mich und zweifelt mein ganzes Leben, meinen Charakter und meine Wünsche an...