Viel zu oft habe ich viel zu viel Negatives darüber erfahren.
Es klingelt.
Ich fühl mich gelähmt. Tränen schießen mir in die Augen.
Ich reiße mich zusammen, nehme mit gefasster Stimme den Hörer ab und warte gespannt den Inhalt des Telefonates ab.
Natürlich, wie hätte es anders sein können ?
"Oma liegt im Sterben " ist das Fazit des Gespräches.
Wie hätte es auch etwas positives sein können?
Das wäre für mich doch viel zu untypisch.
Einige Sekunden brauch ich um die Nachricht zu verarbeiten.
Bloß nicht weinen, bloß nicht schwach werden.
Gefasst informiere ich den Rest meiner Familie.
Stark sein.
Stark sein für Andere , dass ist mir am wichtigsten , an mich kann ich nicht denken.
Professionell plane ich den Tag meiner Familie um, kümmere mich um Haushalt und Kinder, sodass meine Mutter im Krankenhaus ihrer Mutter auf ihren letzten Weg beistehen kann.
Ausgerechnet heute steht ein Geburtstag in meiner Familie väterlicher Seite an. Ich begleite tapfer meine Geschwister dort hin, stopfe mir zur Zufriedenheit meiner Familie ein Stück Kuchen rein, obwohl mir eigentlich so übel ist, dass ich alles aus meinen Magen am liebsten auskotzen würde.
Zu all dem Gefühlschaos in meinem Kopf, darf ich mir nun noch anhören, dass meine Haare nach Karneval aussehen ... Wer hört sowas schon gerne wenn er sich extra schick macht...
Dann noch immer wiederkehrende Fragen über meinen Ex-Freund... danke , genau das kann ich nun auch noch gebrauchen.
Langsam merke ich wie die Fassade bröckelt. Mir ist heiß , mir ist kalt und das atmen fällt mir schwer. Ich kann vor meinen Geschwistern nicht mehr die Glückliche spielen, es kommt mir nicht fair vor, sie so zu belügen.
Schweren Herzens teile ich meinen Geschwistern von Omas Schicksal mit... erstaunlich gefasst nehmen sie es für ihr Alter.
Stunden vergehen.
Sie vergehen immer langsamer...
21 Uhr. Meine Mutter kehrt Heim. Nun ist es also geschehen.
Ich nehme meine Mutter in den Arm, möchte ihr beistehen. Eine einzige Träne kullert mir über die Wange. Mir erscheint es nicht fair zu weinen, denn sie ist die, die ihre Mutter verloren hat.
Meine Lösung für all das hier?
Alkohol.
Ich geh in meine Stammkneipe und trinke. trinke so lange, bis ich nichts mehr fühlen und denken kann. Ertränke all die schrecklichen Gedanken in meinem Glas...
Doch am nächsten Tag fühl ich mich einfach nur leer.
Nicht mal weinen kann ich ... mittlerweile bin ich schon so abgestumpft von dieser schrecklichen Welt.
Es ist nicht fair. Kein bisschen.
Wieso hab ich nicht die Chance meiner Oma irgendwann meinen tollen Freund vorzustellen? Wieso kann meine Oma nie ihre Enkel sehen? Wieso ist meine Oma nicht mehr für mich da? Wieso ?
Bei einem Verlust eines geliebten Menschen wird uns wohl niemand eine Antwort auf das Wieso geben können. Niemand wird uns helfen können damit umzugehen ... nur wir selbst.
Selbsthilfe:
Das aller Wichtigste ist, dass du es auf keine Fall so machst wie ich.
Greife bitte nicht zum Alkohol. Denn wenn du einmal anfängst bei Probleme zu trinken, wirst du es immer wieder tun und wirst wahrscheinlich abhängig.
Dann darfst du dich nicht alleine in dein Zimmer verziehen. Versuche auf Freunde und Familie einzugehen , lass dir helfen. Du brauchst auch Jemanden der für dich da ist auch wenn du meinst du bist der Starke für Alle. Geh raus und versuch dich abzulenken , den Kopf frei zu kriegen.
Und als letztes : Weine. Bitte weine, schreie, hör laut Musik... mach das was dir hilft den Frust raus zu lassen. Dafür darfst du auch in dein Zimmer gehen . Lass es einfach raus, egal wie hart du bist.
Versuche dich an schönen Momenten festzuhalten und denk drüber nach, wie dankbar du über das sein kannst was du hattest und nicht über das, was du nun verpasst ...
Geh auf die Beerdigung. Denn das brauchst du um den Todesfall verarbeiten zu können.
"Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.
Je weiter man in der Erfahrung fortrückt, desto näher kommt man dem Unerforschlichen.
Die Seele führt das Leben immer mit sich, also kann sie nicht sterben.
...
Je weiter man in der Erfahrung fortrückt, desto näher kommt man dem Unerforschlichen.
Die Seele führt das Leben immer mit sich, also kann sie nicht sterben.
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Ich höre auf zu leben, aber ich habe gelebt.
Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung sehen kann.
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann nicht durch den Tod verlieren.
Des Menschen Seele gleicht dem Wasser. Vom Himmel kommt es. Zum Himmel steigt es. Und wieder zur Erde muss es. Ewig wechselnd. " Goethe .
Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung sehen kann.
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann nicht durch den Tod verlieren.
Des Menschen Seele gleicht dem Wasser. Vom Himmel kommt es. Zum Himmel steigt es. Und wieder zur Erde muss es. Ewig wechselnd. " Goethe .
Vergiss nie, dass du im Herzen die Person immer bei dir tragen wirst.
R.I.P
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